oder auch The T-800 Show
Was passiert hier schon wieder !?
Während eines tobenden Konfliktes mit den Menschen im Jahre 2029 schicken die Maschinen einen Terminator zurück in die Vergangenheit. Dort soll die Empfängnis von John Connor – dem vorbestimmten Retter der Menschheit – verhindert werden, indem Johns Mutter, Sarah Connor, vorbeugend umgebracht wird. Die Menschen der Zukunft senden als Gegenmaßnahme den Widerstandskämpfer Kyle Reese hinterher um Sarah zu beschützen. Im Verlauf der Ereignisse stellt sich absurderweise heraus, dass Kyle während seines Besuchs in der Vergangenheit mit Sarah den besagten John Connor zeugt. Folgerichtig sind Ursache und Wirkung nicht zu unterscheiden.
Das ist die Basis des mit Zeitreisen-Paradoxien gespickten ersten Terminator-Films von James Cameron, welcher im Jahre 1984 erschien. Alles, was seitdem in den Sequels geschehen ist, half nicht dabei, die zahlreichen logische Fallstricke in irgend einer Form zu entwirren. Im Gegenteil, die Story um Sarah Connor wurde fast ausnahmslos variiert, erweitert und damit verkompliziert. Das ändert sich auch mit GeniSYS, dem fünften Teil der Terminator-Reihe nicht. Nur so viel: Kyle Reese reist auch dieses Mal ins Jahr 1984 zurück um Sarah Connor vor den Maschinen zu retten. Dabei muss er feststellen, dass die Protagonistin nicht die Jungfrau in Nöten ist, die er aus Erzählungen und der Zuschauer aus dem ersten Teil kennt. Der Grund dafür ist, dass jemand Kyle zeitlich um einiges zuvor gekommen ist und somit die Geschichte abermals verändert hat…
Es ist quasi unmöglich, bei diesen konfusen Huhn-Ei-Geschichten den Durchblick zu behalten. Das wird aber auch gar nicht so wirklich vorausgesetzt; denn statt sich unnötig an chronologischen Kopfnüssen aufzuhalten, legt Terminator wie immer das Augenmerk auf die actionreiche Vorführung der Konfrontationen zwischen Mensch und Metall. Hierbei besinnt sich Terminator 5: GeniSYS vor allem auf die als Klassiker geltenden ersten zwei Teile (und verdrängt dabei die Existenz des dritten und vierten Films).
Das Vermächtnis des Blechgewitter
Aus T1 und T2 werden zahlreiche wohl bekannte Szenen nachgestellt und mit neuen Twists versehen: Von der nackten Ankunft in L.A., dem Zusammentreffen mit den Punks, bis hin zu den vielzitierten One-Linern („I’ll be back“ oder auch „Come with me if you want to live“) ist alles vertreten, was man sich von einem echten Terminator-Film nur wünschen kann. Besonders großartig ist der Moment, in dem der aktuelle T-800 gegen sein aus dem ersten Teil bekanntes Gegenstück antritt: Ein ergrauter Schwarzenegger prügelt sich mit seinem jüngeren Ebenbild (CGI erfüllt Herzenswünsche). Das muss man einfach mal gesehen haben.
Die in dem Trailer bereits gezeigten Actionszenen machen in ihrer vollen Länge und im Kontext des Films zugegebenermaßen Spaß. Leider bleibt davon aber meist nicht viel hängen, da die Sets nicht mal ansatzweise so einprägsam wie z.B. der Tanklaster aus T1 oder das Stahlwerk aus T2 sind. Zeitgenössische Mängel aus dem Action-Genre, wie z. B. Ein überzogen wackelige Kameraführung oder zu schnelle und häufige Schnitte, bleiben GeniSYS jedoch erspart.
Die bereits erwähnte Rückkehr Arnold Schwarzeneggers als T-800 ist einer der Grundpfeiler von GeniSYS und bewahrt den Film davor, in die Beliebigkeit abzurutschen. Im Gegenteil zu Terminator 4: Salvation taucht Arnold nicht nur in der Form eines CGI-Gast-Auftritts auf, sondern bleibt die meiste Zeit an der Seite der Protagonisten. Zwischendurch verabschiedet er sich zwar wiederholt in den Hintergrund; jedoch nur um willkommener als zuvor zurück zu kommen („I’ll be back“). Besonders die Ulkigkeit des T-800, welche definitiv als Fan-Service und Liebesbrief an T2 aufzufassen ist, erinnern einen daran, warum Schwarzenegger als Synonym für die erfolgreicheren Terminator-Filme gilt. Dagegen wirken die Neuzugänge Emilia Clarke (aka. Game of Thrones Daenerys Drachenmutti, hier als Sarah Connor), Jai Courtney (Kyle Reese) und Jason Clarke (John Connor) blutleer. Das mag auch daran liegen, dass sie in ihren jeweiligen Rollen als Lückenbüßer für die früheren Darsteller im Einsatz sind. Lediglich JK Simmons, welcher eine viel zu kurze Nebenrolle als Polizist hat, überzeugt durch seine typisch verschrobene und humorvolle Darbietung. Ein bisschen mehr Screentime mit dem Guten hätte dem Film sicherlich nicht geschadet.
Fazit
Auch wenn es einem als Zuschauer leicht fällt, GeniSYS auf einen schwer bis gar nicht nachvollziehbaren Plot mit Actiongetöse zu runterzubrechen, so ist der Film nie wirklich stumpf oder dumm: Regisseur Alan Taylor weiß es mit etablierten Motiven des Terminator-Franchises zu spielen und erzeugt Situationen, die man als Fan gerne schon früher gesehen hätte. Hier ist der Arnold-Faktor ohne Zweifel nicht zu verachten – auch wenn dem ein oder anderen Zuschauer der selbstironische Ton zu viel wird (Anm. d. Verf.: Ich persönlich fand es extrem lustig und kam aus dem dummen Grinsen gar nicht mehr raus. Außerdem war der allererste Terminator auch noch ein B-Movie; da gehört es als gewollter geistiger Nachfolger dazu, über sich selbst lachen zu können).
Die Entscheidung, sich von dem düsteren und trostlosen Ton abzuwenden und sich auf die ursprünglichen Eigenarten zu besinnen, hat dem Franchise also definitiv gut getan. Schließlich gehören die ersten zwei Terminator-Filme zu den prägendsten Werke des modernen Action-Kinos. Passend dazu beschreibt sich Arnold Schwarzenegger in der Rolle des T-800 mit einem Augenzwinkern als „old, but not obsolete“.
Bewertung: 7,5 von 10