Jurassic World ist der vierte Teil der Filmserie, die sich rund um die Eskapaden eines Dinosaurier-Erlebnispark dreht. Nach drei wahnwitzigen Tragödien in den letzten zwanzig Jahren geht es abermals darum, dass sich die Betreiber des lebenden Naturkundemuseums überschätzen und sich mitsamt Gästen zur Beute der herangezüchteten Urzeitgenossen machen.
Im Verlauf der Handlung versuchen die Protagonisten lang genug zu überleben, um der Situation wieder Herr zu werden. Dass auch der vierte Film der Serie sich fast ausnahmslos an das Grundrezept hält, wird nicht verheimlicht. Nein, es wird – ganz im Trend der zeitgenössisch-selbstreferenziellen Franchiseproduktionen – in Form eines frech-ironischen Meta-Kommentars Bezug auf die vorhergegangenen Episoden genommen. Das ganze muss nicht zwingend schlecht sein, jedoch neigt Jurassic World zeitweise dazu, über das Ziel, gehypter Nostalgie-Trip zu sein, zu schießen: Spielorte und zentrale Objekte, bevorzugt aus dem originalen Jurassic Park (1993), werden auf wenig subtile Art in der aktuellen Ausgabe wiederverwendet (Stichwort: =>Fan-Service oder auch => Geld-Drucken). Es ist kaum überraschend, dass Jurassic World merklich den sicheren Pfad einschlägt und versucht, das legendäre Original mit seinem Feeling und Look in die heutige Zeit zu holen. Das ist den Machern durchaus gelungen und entsprechend als Rehabilitation von dem Fehltritt – welcher Jurassic Park III aus nicht ausschließlich technischer Sicht war – zu bewerten. Weiterhin bedarf es den massiven, saftigen Sound zu loben (Und damit ist nicht der gewohnt gute Soundtrack gemeint, welcher auf der originalen Jurassic Park Titelmusik von John Williams aufbaut.). Denn spätestens wenn die Riesenechsen durch das Unterholz stampfen und unterlegene Artgenossen mit einem hörbaren Bersten und Brechen von Knochen zerkauen, realisiert man, dass die erzeugte Faszination und Ehrfurcht gegenüber der schuppigen Giganten die Hauptstärke des Filmes ist. Die mittelmäßige und recht verbrauchte Erzählung wird dort glatt zur Nebensache.
Plot oder so: Die im ersten Teil beleuchteten ethischen Fragestellungen rund um die Wiederbelebung ausgestorbener Tierspezies sind im aktuellen Film wieder zentraleres Thema. Die diversen Interessengruppen, welche um die Kontrolle des Parks und seine lebenden Attraktionen buhlen, verkörpern dabei entsprechende Positionen: Die aktuellen Betreiber des Parks sehen die Echsen als beliebig-manipulierbare Produkte; das private Sicherheits- und Militärunternehmen will sie als Kriegswaffen umfunktionieren und der moralische Vorzeigeheld Owen (gespielt von Chris Pratt) sieht sich mit den prähistorischen Lebewesen auf einer Ebene versucht sich möglichst mit ihnen zu solidarisieren. Bemerkenswerterweise hat Owen erst nach ganzen 21 Filmminuten seinen ersten Auftritt; was an und für sich absolut nicht tragisch ist, da Pratt – nach seinem vielfach gelobten Auftritt in Marvel’s Guardians of the Galaxy (als Star Lord) – seinem neuen Image als Abenteuerheld in Jurassic World weiterhin alle Ehre macht. Vor allem die Beziehung zu den von ihm trainierten Raptoren ist interessant; fast schon rührend. Ich lasse an dieser Stelle, wie auch im Rest dieses Reviews, bewusst jegliche Details bezüglich der Dinosaurier aufgrund von Spoilergefahr aus. Die Protagonistin Claire (gespielt von Bryce Dallas Howard) wird als unsympathische Karrierefrau eingeführt, taut zwar nach und nach im Zusammenspiel mit ihren zwei Neffen und Chris Pratts Figur weiter auf, schafft es aber letztendlich nicht, sich für den Zuschauer in ein gänzlich positives Licht zu rücken. Ähnliches gilt für die genannten Neffen, welche jeweils im Jugend- und Kindesalter sind und sich ganz stereotypisch pubertierend-in-sich-gekehrt oder albernaufgekratzt zeichnen. Problematisch ist hierbei, dass der Film mit dem Handlungsstrang der Neffen beginnt und versucht, von dort aus Emotionen und Drama zu beziehen. Dabei sind ebendiese Szenen gefühlt die überflüssigsten Phasen des Films: Die Kinder bremsen die Entwicklung des Plots, sind unausstehlich, verhalten sich nicht nachvollziehbar und besitzen keine interessanten oder unterhaltsamen Persönlichkeiten. Letztendlich schließt der Film mit der Lösung des „Dino-Problems“ ab. Näher möchte ich darauf nicht eingehen. Generell zieht sich alles etwas; das Ende hingegen wirkt ein wenig verfrüht. Gerne hätte man doch noch ein, zwei Schilderungen zur medialen Wahrnehmung der Ereignisse gesehen oder gehört. Stattdessen bekommt man nur lieblos ein paar offene Enden bezüglich der Gentechnik und ihrer Verwendung hinterher geworfen. Höchstwahrscheinlich werden hierdurch die Weichen für mögliche Fortsetzungen gestellt. Derzeit kann ich dazu leider nur ahnungslos mit den Schultern zucken. Eventuell ändert sich das mit dem bereits geplanten Sequel(s) zu Jurassic World.
Fazit: Auch wenn dieser Begriff oft als Buzzword für vorgeblich wundersame und ereignisreiche Filme verwendet wird, so handelt es sich bei Jurassic World tatsächlich um Erlebnis kino. Man schaut sich den Film aus demselben Grund an, aus dem die Menschen Tickets für die prähistorischen Attraktionen in der Jurassic World lösen: Um die Dinos so direkt wie möglich zu erfahren und Ehrfurcht zu empfinden. Alles in allem ist die Kiste beim vierten Mal keine Überraschung mehr, enttäuscht gleichzeitig aber auch nicht. Wer die Vorgänger mag und den Trailer überzeugend fand, darf sich ab dem 11. Juni auf einen guten Saurier-Film mit einer ordentlichen Portion Nostalgie freuen.
Bewertung: 7 von 10