Regie: Fede Alvarez
Genre: Horror
Cast: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elizabeth Blackmore,
Story: Ein paar Tage in der absoluten Abgeschiedenheit einer Waldhütte ohne jeglichen Zugang zu Alkohol, soll das helfende Mittel für die gebeutelte Mia (Jane Levy) sein, die sich nach dem langsamen Tod ihrer Mutter in den Suff geflüchtet hatte. Ihr Bruder David (Shiloh Fernandez) hat drei gute Freunde um Mia versammelt: Olivia (Jessica Lucas), Eric (Lou Taylor Pucci) und Nathalie (Elizabeth Blackmore), die helfen sollen, die Zeit und den Entzug nicht zu lang werden zu lassen. Was sie jedoch nicht wissen, ist, dass die Hütte vor kurzem von einem Professor benutzt wurde, der dort das sogenannte “Buch der Toten”, das in Menschenhaut gebundene “Necronomicon” untersucht hat und spurlos verschwunden ist. Doch das Buch ist noch dort und als Eric einige der mit Blut geschriebenen Passagen übersetzt, befreit er die Dämonen, die sich der jungen Leute nach und nach bemächtigen. Mia sieht in ihren Visionen den Schrecken kommen, doch ihr wird nicht geglaubt, bis sich schließlich der Wald rund ums Haus selbst gegen die Besucher erhebt und niemand mehr sicher ist…
Die Remakewelle schwappt auch weiterhin über das Horrorgenre hinweg. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sie auch den Horrofilmklassiker “Tanz der Teufel” a.k.a. “The Evil Dead” mitreißt. Als der von Sam Raimi gedrehte Film 1981 veröffentlicht wurde, wurde er schnell zum Kultfilm. Das lag neben der Atmosphäre und dem Goregehalt des Films auch daran, dass die Veröffentlichung in eine Zeit fiel, in der Videorekorder für den Heimgebrauch bezahlbar wurden, es aber noch keine Altersbeschränkung oder ähnliches für den Heimkinomarkt gab. In Deutschland entschied man sich gleich ganz dazu, den Film beinahe zeitgleich auf Videokassette und in den Kinos zu veröffentlichen. Viele Leute, darunter wohl auch eine nicht zu verachtende Anzahl an Minderjährigen, kam in den Genuss des Films, der sich meist durch Mundpropaganda und Videotheken verbreitete. Der Aufschrei der Eltern war groß und die Kontroverse war geboren. In England zählt der Film zu einem der Begründer für die sogenannten “Video Nasties”, eine Liste von Videokassetten, die im Vereinigten Königreich nicht mehr verkauft werden durften (auf die “Evil Dead” aber kurioser Weise nie wirklich aufgenommen wurde), und war wohl mit einer der ausschlaggebenden Gründe für die Gründung der BBFC. In Deutschland war der Film einer der ersten, der nach §131 STGB beschlagnahmt wurde und verbleibt bis heute in diesem Status.
Nun kam das Remake in die deutschen Kinos und erhielt in seiner ungeschnittenen Form die Kennzeichnung “keine Jugendfreigabe”. Von Kontroverse keine Spur. Aber kommen wir zum Film selbst. Wir dürfen uns wahrscheinlich bei den Horrorfilmgöttern bedanken, dass wir hier nicht erneut ein Remake von “Platinum Dunes”, die sich unter anderem um die Remakes von “Texas Chainsaw Massacre”, “A Nightmare on Elmstreet” und “Freitag der 13te” gekümmert haben, vorgesetzt bekommen. Nein, Sam Raimi und Bruce Campbell (seines Zeichens Hauptdarsteller im Original “Evil Dead”) zeigen, dass ihnen an der von ihnen geschaffenen Marke immer noch etwas liegt und überwachten die Produktion als Produzenten. Und das merkt man auch. Der ganze Film ist eine riesige Hommage an das Original. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Film für Kenner der Vorlage langweilig ist. Ganz im Gegenteil: Die Macher wissen, dass ein Großteil des Publikums den Ursprungsfilm gesehen hat und spielt gekonnt mit bekannten Elementen und den Erwartungen der Zuschauer.
Das fängt schon damit an, dass man sich dazu entschlossen hat, keinen der Hauptfiguren den Namen Ash zu geben (Der Held aus der Ur-Version). So ist es nicht nur unklar, wer die Figur ist, die am längsten am Leben bleibt, sondern der Film teast immer wieder bei verschiedenen Charakteren an, dass sie die Rolle von Ash einnehmen werden. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, während des Films nach Hinweisen und ikonischen Bildern zu suchen, die auf Ash hindeuten. Aber auch sonst arbeitet der Film mit bekannten Darstellungsformen. So gibt es auch in dieser Hütte eine Kellerluke, die mehrmals zum Einsatz kommt, die bekannten POV-Shots knapp über dem Boden (ein Markenzeichen von Raimi, welches er später u.a. in “Spider-Man 2″ recyclete) dürfen auch nicht fehlen und sogar die Attacke mit einem Nagel kommt in diesem Remake vor, wenn auch in einer etwas abgewandelten Variante. Das Necronomicon sieht leider nicht aus wie im Original, bleibt aber dem Grundprinzip treu und wer sich die Seiten des Buches genauer anschaut, wird auch das ein oder andere bekannte Motiv entdecken.
Aber der Film hat nicht nur Altbekanntes zu bieten. Die neue Prämisse, dass sich die Gruppe in der Hütte befindet um einer Freundin beim Entzug zu helfen, anstatt dass sie nur Urlaub machen, gefällt mir persönlich viel besser. Nicht nur, dass so logisch erklärt wird, warum man nicht schon bei den ersten Anzeichen unheimlicher Vorkommnisse das Weite sucht. Dadurch, dass die ersten paar Phänomene nur der Patientin passieren, bekommt man zusätzlich auch noch ein nettes “Geschieht das jetzt wirklich?”-Gefühl. Der Film hält diese Illusion aber nur solange aufrecht wie nötig und schon bald ist klar, was los ist. Ab hier schaltet der Film einen ordentlichen Gang hoch. Und wie. Dazu muss man sagen, dass sich der Horror hier nicht auf irgendwelche unnötigen “Jumpscares” stützt, sondern viel mehr seine Kraft aus “Foreshadowing”, einer dichten Atmosphäre und viel Bodyhorror zieht. Und dieser hat es richtig in sich! Dies ist kein Film für einen schwachen Magen. Fede Alvarez zieht alle Register um möglichst viele Momente zu schaffen, bei denen sich beim Zuschauer alles zusammenzieht.
Auf die aus dem Original bekannte Ironie (die zwar noch nicht so ausgeprägt war wie bei den Fortsetzungen, aber dennoch schon mitschwang) wurde weitestgehend verzichtet. Auch sonst plagen den Film die üblichen Horrorfilmklischees. Etwas wirklich Neues bekommt man hier trotz allem nicht geboten und eine wirkliche Beziehung zu den Hauptcharakteren, deren Geschichte nur soweit vertieft wird wie nötig, baut man auch nicht wirklich auf. Das stört den Unterhaltungswert des Films aber nur geringfügig.
Bild(Kamer + SFX): Newcomer Fede Alvarez liefert hier eine solide Arbeit ab. Er versteht schon jetzt, wie viel man in einem Horrorfilm zeigen darf und wie man durch Bilder Emotionen aufbaut. Zum Glück wurde in den wenigen actionreichen Szenen auf schnelle Schnitte verzichtet, sodass auch die Special Effects gut zur Geltung kommen. Diese sehen größtenteils “handgemacht” aus und wirken zu keiner Zeit billig.
Sound: Da “Evil Dead” im Gegensatz zu anderen Horrorfranchises keine markante Titelmelodie besitzt, ist der Soundtrack minimalistisch gehalten. Die Soundeffekte überzeugen und tragen maßgeblich zum Ekelfaktor des Films bei.
Fazit: Wahrscheinlich eines der besten Horrorfilmremakes bisher. Der Film arbeitet neue Elemente ein und spielt gekonnt mit den alten. Einzig auf Innovation wird leider verzichtet. Für Fans von Horrorfilmen und des Originals ein Muss, alle anderen können aber auch bedenkenlos einen Blick riskieren.
Meine Wertung: 8,5