The Park Knight – Internet-Wahnsinn an der Uni Siegen

Ich studiere an der Uni Siegen und die Stadt Siegen gilt im Allgemeinen als langweilig und hässlich. Viele der Studenten beschweren sich, dass hier nicht viel los ist, die Uni zu voll ist und überhaupt nicht vieles gutes hier passiert.

Das sollte sich am vergangen Donnerstag ändern.

Wie gesagt, die Uni ist ziemlich überfüllt. Ausgelegt für ca 7500 Studenten, sind im jetzigen Semester gut 17000. Dass die Situation einige Probleme mit sich bringt ist logisch. So ist die Parksituation am Campus ziemlich gespannt.

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Jeder kann sich vorstellen, dass schlechte Parker deswegen nicht gerade gern gesehen sind. Es ist deswegen schon öfter vorgekommen, dass Bilder von jenen Parksündern gemacht und diese dann in die Facebook-Gruppe “Uni Siegen” hochgeladen wurden. So als Online-Pranger quasi.

Und genau das hatte eine Studentin heute auch wieder vor. Als sie zu ihrem Auto ins Parkhaus kam, sah sie, dass die Fahrertür ihres Peugots zugeparkt war. Beim betrachten des Bilds fragt man sich, wie der VW Golf-Fahrer diese Meisterleistung schaffen konnte.

Wie also “üblich” an der Uni Siegen, schnappte die wütende Studentin ihr Handy und postete das Beweisfoto in die Gruppe, die zu dem Zeitpunkt gut 10.000 Mitglieder zählte.

zensiert

Ab hier beginnt die Geschichte interessant zu werden. Denn wer war hier wirklich der Sündenbock? Auf dem Foto sind drei Autos zu sehen: ein Peugot, ein VW Golf und ein Ford. Zwei davon stehen schlecht geparkt, nur der Ford steht innerhalb der Markierungen.

Anfangs war noch keinem bewusst, wem welches Auto gehört und die meisten fragten sich, wie der VW nur in die Lücke kam und noch wichtiger, wie der Fahrer des VW dann wohl aus seinem Auto herauskam!?


Im Laufe der Diskussion stellte sich heraus, dass D. (die wütende Posterin) Besitzerin des Peugot links im Bild ist. Hilfreich wie Studenten an der Uni Siegen sind, wurde ihr vorgeschlagen, einfach über die Beifahrerseite einzusteigen. Andere machten schon kleine Witzchen oder schauten einfach nur ungläubig auf dieses Parkkunststück. Jedenfalls reagierte D. folgendermaßen auf die Antworten ihrer Kommilitonen: d1

Die Antwort verwundert dann doch, vor Allem wenn man bedenkt, dass auf der Seite der Beifahrertür jede Menge Platz war. Auch ist es unüblich Bilder bei Facebook zu posten, wenn man es eilig hat.d2

Mit diesen Reaktionen hatte D. wohl nicht gerechnet. Sie erhoffte sich wohl eher Mitstreiter im Kampf gegen den Golf-Fahrer. Allerdings kam alles anders als Gedacht. Die Mehrheit war der Meinung, dass D. doch selbst alles andere als gut eingeparkt hatte. Daraufhin drohte D. dem Golf-Fahrer mit der Polizei.

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außerdem ergänzte D.:

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Viele der Gruppenmitglieder wurden inzwischen Aufmerksam auf diese wilde Diskussion. Immer mehr klinkten sich in die Sache ein. Viele lustige Kommentare wurden im Minutentakt abgesendet. Hier nur ein kleiner Auszug:

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D., vom Gegenwind überrascht, gefiel das alles so gar nicht und ging in die Offensive:

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Die ruppige Art kam bei den restlichen Studenten weniger gut an, immer mehr stellten sich auf die Seite des Golf-Fahrers und wollten nun endlich wissen, wer er denn war. Schließlich war bisher nur D. zu Wort gekommen. Zwischenzeitlich kam dann wohl wirklich die Polizei, die aber auch nur wie alle anderen vorher vorschlugen, einfach auf der anderen Seite einzusteigen. Ersten Schaulustige berichteten, dass D. vor Wut zu schreien begann und schließlich dem Ratschlag folgte. Mit Vollgas soll sie dann wohl verschwunden sein.


Doch für die Meute in der Uni Siegen-Gruppe war der Spaß noch nicht vorbei. Im Gegenteil, immer mehr beteiligten sich an dem Vorfall. Die Studenten ließen ihrer Kreativität freien Lauf. Der VW-Besitzer wurde von der Menge schließlich zum Helden der Uni gekürt und ordentlich gefeiert. Immer mehr wurde spekuliert und alle möglichen Personen mit dem Vorfall in Verbindung gebracht. Steckte Chuch Norris dahinter? Der alte Papst? Was sagt die Bundeskanzlerin dazu? Wann würde Antonia Rados auftauchen und aus dem Krisengebiet ihre Live-Schalte senden? Auch erste findige Souvenir-Händler witterten das ganz große Geld. Hier ein paar Bilder.

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Die Lage in der Facebook-Gruppe eskalierte und die Mitgliederzahl stieg um sage und schreibe 1500 Mitglieder. Nicht nur in Siegen sprach man jetzt vom #Parkinggate, sondern Menschen von überall traten in die Gruppe ein und kommentierten. Berlin, Köln, Australien, Israel, Bamberg, München, Rosenheim… alle waren dabei und Siegen für einen kurzen Zeitpunkt der Mittelpunkt der Welt!

Schließlich wurde auch irgendwann der große Held ausfindig gemacht. B. staunte nicht schlecht, als er von der Vorlesung zu seinem Auto kam und die vielen Zettel vorfand. Die lokalen Medien schalteten sich ein und auch ein Interview mit dem “Golffather” gibt es bereits.

Doch nicht genug des Wahnsinns, immer noch strömten Menschen in die Gruppe und teilten ihre Belustigung mit. Während B. der Held des Tages wurde, wurde aus D. die Buhfrau. Sie wurde nahezu Opfer eines Shitstorms. Hier schlugen einige der Beteiligten wohl über die Stränge, sodass sich D. dazu veranlasst sah, ihr Profil zu deaktivieren.

Der Hype war gestartet und so kamen die ersten Forderungen nach einer Parkhausfeier am “Ort des Park-Wunders”. Und so kam, was niemand in Siegen für möglich gehalten hatte. Mehr und mehr Menschen kamen zum Parkhaus, brachten Getränke und sogar einen Grill mit.

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Die Rede war von über 300 Partygängern, was deutlich zeigt, dass Siegen vielleicht trotzdem nicht so schlecht ist wie sein Ruf. Über die Grenzen der Stadt hinaus wurde der “Park Knight” bekannt und der Jubel kannte kein Halten mehr, als er schließlich am späten Abend tatsächlich zum Tatort zurückkehrte. Auch die Presse berichtete nun tatsächlich von dem Geschehen an der Uni. Gleichzeitig wurde dem Helden von einer Siegener Disco eine Flasche Moet versprochen. Mittlerweile hat er diese auch schon entgegengenommen:

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Die Story war heute in ganz Siegen Thema Nummer 1 und wird auch noch ein paar Tage nachklingen. Auf alle Fälle bleiben ein paar Erkenntnisse nach diesem ereignisreichen Tag:

  • Siegen ist doch nicht so langweilig wie man meinen möchte
  • Parken will gelernt sein!
  • Humor ist extrem wichtig
  • das Internet ist der Wahnsinn, im guten wie im schlechten Sinne
  • Die Party für den 13.06.2014 ist jetzt schon in Planung
  • B und auch D sind ab jetzt Legenden der Uni Siegen
  • Siegen hat nicht den Helden die es braucht, aber den Helden den es verdient

Ich hoffe hier an dieser Stelle, dass D. es sich nicht zu sehr zu Herzen nimmt und ein bisschen aus der Sache gelernt hat. Die Geschichte hat so einigen heute den Uni-/Arbeitstag versüßt. Außerdem hat das Ganze der Stadt und auch der Uni meiner Meinung nach ein bisschen gut getan und auch gezeigt, welches Potential vorhanden ist. Sei es die Kreativität, der Humor oder auch nur die Spontanität aller beteiligten. Denn wer schafft es schon, aus einem engen Parkplatz, so ne Story zu machen?

Mehr Bilder von der Feier gibt es hier!

Die Uni Siegen-Gruppe findet man hier!

EDIT: Wie sich die Sache dann noch entwickelt hat erfährt man hier!

EDIT: Wer sich auch für andere kuriose, interessante und lustige Geschichten interessiert ist hier genau richtig!

EDIT: Den neuesten Blog-Eintrag gibt es hier.

35 Gedanken zu „The Park Knight – Internet-Wahnsinn an der Uni Siegen

    1. EL Artikelautor

      Danke, kannst den Bericht auf der Seite gerne weiterschicken und meine Facebook-Page liken! :) Dann kommt vielleicht noch mehr von der Sorte! 😉

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  1. Klug Scheißer

    Der Titel lässt eher eine party im Park als im Parkhaus vermuten. Denn wie ihr sicher wisst ist das englische wort für Parkplatz parking oder car park. Weniger feiern mehr lernen 😉

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  2. Julia

    Ich bitte ebenso wie Simon inständig drum, dass ihr das beim Barcamp unbedingt erzählen müsst – das ist so schön exemplarisch für Social-Media-Wellen (und außerdem eine verdammt witzige Geschichte!).

    Vielen Dank für die Zusammenfassung, ich gehöre zu denen, die gestern das Autobild ein paar Mal in der Timeline hatten und nicht begriffen haben, was es damit auf sich hat. 😉

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    1. EL Artikelautor

      Lass mir mal ne Mail zukommen und erklär mir um was es sich bei diesem Barcamp genau handelt. Meine Mail findest du auf der Homepage. :)

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  3. Em Kay

    Vielen Dank für diesen HINREISSENDEN Bericht. Ich habe mich beim Lesen gerade königlich amüsiert. Ich liebe solche Storys! 😀

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    1. EL Artikelautor

      Vielen Dank für die Antwort und ein schönes Wochenende! Ich hoffe ich konnte den Freitag etwas versüßen 😉

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  4. Abweichler

    Was ist bloss aus dem wütenden Mob geworden?
    Postmoderner Lynchmord… jedenfalls potentiell.
    Hexenverbrennung, Holocaust. Was sich der Deutsche nicht schon alles ausgedacht hat.
    Bloss aufpassen! Wenn Ihr spass an der Langeweile bekommt, ist es vorbei mit ihr.

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  5. Pingback: Was ist schlimmer als Zugeparktwerden? Internet-Meme à la Siegen | verlieren oder siegen

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  7. Fredi

    Eigentlich ist der Fahrer ganz rechts nur der normale Fahrer – die Studentin sollte ab sofort laufen und der gute Herr in der Mitte sich das nächste mal überlegen ob er nicht einfach direkt vor dem Peugeot parkt um nicht gleich auch den normal parkenden zu bestrafen.

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  8. EL Artikelautor

    Was soll ich sagen, außer: UNFASSBAR! Wer hätte mit dieser Resonanz gerechnet? Ist das verrückt! Vielen Dank hier schon mal für die netten Kommentare. Morgen gibt’s mehr! :)

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  9. Simon

    Schöne sache, hat mich wirklich sehr erheitert, das zeigt auch wunderbar das Siegen auch nicht immer tot ernst sein muss. Ob Frau D. noch mit dem Auto zur Uni fährt? wenn ja hoffe ich das man sie und ihr Auto verschont und einfach mal auch ihr Danke sagt, wir hatten dank ihr doch viel spaß 😉

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  10. Bassa

    Ich hätte da allerdings mal eine Frage:
    In den Antworten auf ihre Kritik war verschiedentlich zu lesen, dass an der Stelle nur zwei Parkplätze sind. Das würde bedeuten, sie hat niemandem den Parkplatz weggenommen, dafür aber halb auf einer nicht zum Parken gedachten Fläche geparkt.
    Insgesamt wirken die Reaktionen aber eher so, als hätte sie auf zwei Parkplätzen gestanden.
    Was ist denn da nun richtig?

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  11. Armin

    Mein Mitleid mit Frau D. hält sich sehr in Grenzen. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten. Den Tipp von Dieter Nuhr hätte sie beherzigen sollen. Selbst wenn auf der anderen Seite das Parkhaus zu Ende ist. So muss man nicht parken. Ich möchte für die nächsten Semester nicht mit ihr tauschen. 😉

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  13. Deydrihm

    nein wirklich… erst einparken wie eine b***e asoziale drecks** über 2 parkplätze, und dann noch “extra gemacht, damit sich da kein anderer hinstellt” und sich dann wundern, wenn man im internet verarscht wird =D
    also ich kann sagen ” totally MADE MY DAY ” xD

    btw, gibts die tshirts noch ? ^^

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